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Anbauplanung und Fruchtfolge im Gemüsegarten [Download]

Für jeden Gemüsegarten ein wichtiges Thema und nur wer die entsprechenden Aspekte der Anbauplanung berücksichtigt, ist in der Lage seine Gemüseflächen optimal zu nutzen und wird mit gesunden Pflanzen, reicher Ernte sowie guter Qualität belohnt. Darüber hinaus sorgt eine umsichtige Anbauplanung für einen Abbau von Arbeitsspitzen und eine verteilte Ernte.

 

Warum ist eine Anbauplanung im Gemüsegarten notwendig?

Zier- und Nutzgehölze oder Staudenbeete sind – wenn auch nicht für die Ewigkeit, so doch – für einen längeren Zeithorizont gepflanzt. Auch der „Rasen“, ob als Zierrasen, Strapazierrasen oder Blumenwiese ist für einen längeren Zeitraum angelegt.

Beim Gemüse ist das anders. Die meisten Gemüsekulturen werden – wenn man von wenigen Ausnahmen wie Spargel, Rhabarber, Gartenampfer, Topinambur oder Winterheckzwiebel absieht – einjährig angebaut. Damit besteht die Notwendigkeit jedes Jahr auf‘s Neue Aussaaten und/ oder Pflanzungen vorzunehmen. Und wenn dies nicht zufällig oder chaotisch geschehen soll, dann ist eine Anbauplanung zwingend erforderlich.

Und selbst dann, wenn man ganz bewusst in Mischkultur pflanzt oder einen Permakulturgarten anlegt, ist eine Anbauplanung unbedingt sinnvoll und hilft, den Erfolg zu sichern.

 

Ziele der Anbauplanung im Gemüsegarten

- optimale Nutzung der Gemüsefläche (Ertrag, Qualität)

- optimale Nutzung der Pflanzennährstoffe (aus Bodenvorrat, Kompost oder Düngung)

- Minimierung des Befallsdrucks durch Boden-bürtige Schadorganismen (Ertrag, Qualität)

- optimales Zeitmanagement (Arbeitsspitzen, Erntezeiten, Urlaubszeiten)

- Verbesserung der Bodengesundheit und Ertragsfähigkeit (u.a. durch Zwischenbegrünung)

- Erhöhung der Biodiversität (u.a. durch Nützlings-/ Insektenförderung)

 

Grundlagen der Anbauplanung im Hobby-Gemüseanbau

Wichtigste Grundlage der Anbauplanung ist der Bedarf hinsichtlich Geschmack und Menge! Es macht keinen Sinn etwas anzubauen, das niemand essen mag, weil es z.B. (k)einer Person in der Familie schmeckt. Zehn Zucchini-Pflanzen für einen Zwei-Personen-Haushalt ergibt mit Sicherheit eine Ernteschwemme, die nicht zu bewältigen ist und dann meist in Frust endet.

Aus pflanzenbaulicher Sicht sind Klima und Boden die entscheidenden Kriterien. Eine Mittelgebirgslage eignet sich zunächst einmal weniger für wärmeliebende Pflanzen als eine Weinbauregion. Und wer einen schweren, d.h. tonhaltigen Boden hat, wird mit dem Anbau von Wurzelgemüse eher Probleme haben bezüglich der Rübenqualität oder der Ernte im späten Herbst.

Tabelle: Standortansprüche ausgewählter beispielhafter Gemüsekulturen

(beachte: Sortenunterschiede innerhalb einer Gemüsekultur)

Im Garten sind die Flächen überschaubar und und wer innerhalb des Jahres den richtigen Anbauzeitraum wählt, geeignete Maßnahmen ergreift (z.B. Vliesabdeckung) oder die kleinklimatischen Verhältnisse im Garten nutzt (z.B. wärmeabstrahlende Mauer) kann auch in raueren Lagen wärmeliebende Gemüsekulturen mit Erfolg anbauen. Auch lassen sich ungünstige Böden (egal ob sandig oder tonig) durch entsprechende Humusanreicherung (z.B. Kompostgaben) deutlich verbessern.

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Anbauplanung bzw. Fruchtfolgegestaltung ist der Nährstoffbedarf der einzelnen Gemüsekulturen, der sich erheblich unterscheiden kann. Grundsätzlich gilt dabei, dass üppig wachsende Gemüsekulturen mit hohem Ertrag (z.B. Kohl, Tomate) einen hohen Nährstoffbedarf und Gemüsekulturen, die eher klein bleiben und geringen Frischmasseaufwuchs haben (z.B. Feldsalat), einen geringen Nährstoffbedarf haben. Außerdem gibt es noch die Gemüsepflanzen, die zur Familie der Schmetterlingsblütler gehören und in einer Symbiose mit Rhizobien-Bakterien leben, die Stickstoff pflanzenverfügbar machen können und deshalb auch als Stickstoffsammler bezeichnet werden.

Zu den Stickstoffsammlern (Leguminosen) gehören von den Gemüsepflanzen u.a. Bohne und Erbse, aber auch Kleearten haben diese Eigenschaft.

Abbildung: Buschbohne mit Schmetterlingsblüte, Hülse und Knöllchen an den Wurzeln. In den Knöllchen leben die Rhizobien-Bakterien.

Bei der Anbauplanung wird die Abfolge der Gemüsekulturen (Fruchtfolge) traditionell so gewählt, dass nach einer entsprechenden Düngemaßnahme mit Kompost oder Mist zunächst die Gemüsekulturen angebaut werden, die einen sehr hohen Nährstoffbedarf haben (Starkzehrer). Im darauffolgenden Jahr werden Mittelstarkzehrer, dann Schwachzehrer und zuletzt im 4. Jahr der Fruchtfolge Stickstoffsammler auf dieser Fläche angebaut. Der gesammelte Stickstoff verbleibt teilweise im Boden und kann dann mit Beginn der neuen Fruchtfolge wieder von den Starkzehrern genutzt werden.

Vorsichtig mit dem Stickstoffangebot sollte man auch sein bei Gemüsekulturen, die lange gelagert werden sollen (z.B. Speisezwiebel, Lagermöhren), denn ein zu hohes Stickstoffangebot verringert die Lagerfähigkeit.

Der wohl wichtigste Aspekt bei der Anbauplanung sind Boden-bürtige Schadorganismen. Das sind Krankheitserreger, die im Boden überdauern und schwere Schäden an Kulturpflanzen verursachen können. Dazu zählt Kohlhernie, aber auch Korkwurzelkrankheit, Welken und Fäulnis, die durch Pilze wie Sklerotinia, Rhizoctonia oder Fusarium verursacht werden. Neben Krankheitserregern gibt es auch Schädlinge im Boden, wie Nematoden, die Wurzel und Spross von Pflanzen schädigen.

Typisch für Boden-bürtige Schadorganismen ist, dass sie als Dauerstadium länger als 12 Monate im Boden überdauern können und dass sie Pflanzen der gleichen Pflanzenfamilie befallen. Wer also den Befallsdruck durch Boden-bürtige Schadorganismen zurückdrängen möchte, muss entsprechende Anbaupausen einlegen und dabei wissen, welche Gemüsekulturen zur gleichen Pflanzenfamilie gehören. Dies gilt dann auch für Zwischenbegrünungen. Denn wer eine dreijährige Anbaupause für Kohlgewächse einlegt, sollte dann auch auf eine Zwischenbegrünung mit Gelbsenf oder Ölrettich verzichten.

Tabelle: Empfohlene Anbaupausen für eine Gemüsefläche für ausgewählte Gemüsearten

Wird beides (Nährstoffbedarf und Boden-bürtige Schadorganismen) berücksichtigt, so könnte eine viergliedrige Fruchtfolge wie folgt aussehen.

Tabelle: Beispiel für eine viergliedrige Fruchtfolge

Nun müssen noch die Aussaat- bzw. Pflanztermine für die einzelnen Gemüsekulturen festgelegt werden. Dies hängt vor allem von den Temperaturansprüchen der Gemüsekulturen ab. Darüber hinaus muss dann auch z..B. die Urlaubsplanung mit berücksichtigt werden. Aussaat- und Pflanztermine lassen sich leicht in einen Kalender eintragen oder werden in einer Tabelle notiert. Dabei ist ein taggenauer Eintrag weder nötig noch sinnvoll. Monatsviertel oder Kalenderwochen sind allemal ausreichend.

Tabelle: Ausschnitt aus einer Anbauplanung für Kohlgewächse (Beispiel)

DS = Direktsaat; S = Saat (in Schalen); Pi = Pikieren; Pf = Pflanzung; E = Ernte

Die Anbauplanung muss nicht notwendigerweise zu einer mehr oder weniger strengen Fruchtfolge führen. Wer z.B. nur eine kleine Gemüsefläche sein eigen nennt, kann auch einer Mischkultur den Vorzug geben. Aber auch das will geplant sein, denn es gibt Kombinationen, die gut zusammenpassen und es gibt Kombinationen, die als sehr ungünstig zu betrachten sind. Im Internet findet man hierzu entsprechende „Mischkultur-Tabellen“.

Die grundsätzliche Überlegung bei der Mischkultur ist, dass Schadorganismen keine „Monokultur“ vorfinden, Wirtspflanzen, Neutralpflanzen und Feindpflanzen wechseln sich ab und eine Massenvermehrung von Schadorganismen wird so verhindert. Klar ist, bei einer Mischkultur müssen die Standortansprüche der Partnerkulturen zusammenpassen.

Bewährt hat sich auf jeden Fall die Kombination von Möhre und Speisezwiebel oder Lauch. Grund dafür ist die Ausscheidung von flüchtigen Stoffen der Lauchgewächse, die die Möhrenfliege vertreiben und umgekehrt die flüchtigen Ausscheidungen der Möhre, die die Zwiebelfliege vertreiben.

Je nach Größe der Gemüseflächen kann die Mischkultur beetweise, reihenweise oder sogar in der Reihe erfolgen.

Durch Zwischenbegrünungen kann die Fruchtfolge aufgelockert, Brache vermieden und der Boden verbessert werden. Idealerweise werden Pflanzenarten ausgewählt, die nicht zu Pflanzenfamilien unserer Gemüsearten gehören, wie z.B. Buchweizen oder Phacelia. Wenn sie dann auch noch Futter für Insekten bieten, ist ein zusätzlicher Nutzen gegeben.

Abbildung: Buchweizen als Zwischenbegrünung.

Abbildung: Phacelia als Zwischenbegrünung.

 


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    zuletzt aktualisiert: 29.02.2020